FAQ – häufig gestellte Fragen rund um das Thema Lautgesten

Auf dieser Seite finden Sie häufig gestellte Fragen und Antworten, die durch unsere Kunden und durch Interessenten gestellt wurden. In regelmäßigen Abständen aktualisieren wir unsere FAQ, um Ihnen häufig gestellte Fragen zu beantworten. Sie haben selbst Fragen, die nicht in unseren FAQ beantwortet werden?

Schreiben Sie uns eine E-Mail an kontakt@logofin.com und helfen Sie uns  dabei, alle Fragen rund um das Thema Lautgesten zu beantworten, vielen Dank!

 

 

Bei welchen Kindern wurden mit den Lautgesten Erfolge erzielt?

Durch umfangreiche Erfahrungsberichte von Kollegen konnten wir neben eigenen jahrelangen Erfahrungen den Einsatz von Lautgesten in unterschiedlichsten Bereichen der Kindersprachtherapie messen. Bei Kindern im Alter von 2-12 Jahren, die in logopädischer Therapie mit TOLGS-Lautgesten behandelt wurden, konnten  sehr gute Erfolge bei Kindern mit folgenden Störungen festgestellt werden:

- Late Talker (z.B. aufgrund von Hörbeeinträchtigungen oder Verdacht auf VED)

- verbale Entwicklungsdyspraxie VED und kindliche Sprechapraxie

- Aussprachestörungen: phonologische, phonetische, inkonsequente phonologische Störungen,
  dysarthrische Störungen

- Lautdifferenzierungsproblemen

- auditive Verarbeitungs-/Wahrnehmungsstörungen AVWS

- morphologische Störungen als unterstützende, zusätzliche Methode

- Defizite in der phonologischen Bewusstheit

- Stottern

- Down-Syndrom

- Autismus

- Sprachentwicklungsstörung bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache

- Lese-Rechtschreibstörungen LRS

 

 

Was ist der Unterschied zwischen „Lautgesten“ von „Lautgebärden“?

Lautgebärden, Lautgesten, phonembestimmtes Manualsystem sind synonyme Bezeichnungen.

Wir haben den Begriff „Lautgesten“ gewählt, um keine Assoziation zu der Gebärdensprache von Gehörlosen oder den lautsprachunterstützenden Gebärden, z.B. GuK, herzustellen. Mit diesen Kommunikationsgebärden haben die Lautgesten keine inhaltliche Beziehung, obwohl sich beide Systeme bei Bedarf kombinieren lassen, z.B. bei Down-Syndrom-Kindern.

 

 

Welche Lautgebärden-Systeme gibt es?

Therapeuten und Pädagogen verwenden unterschiedliche Lautgebärden-Systeme. Wir verweisen auf das Buch von Holger Schäfer „Lesen und Schreiben im Handumdrehen“, Ernst Reinhardt Verlag, 2008. Holger Schäfer hat in seinem Buch 23 Lautgebärden-Systeme analysiert. Aus der historischen Entwicklung von Lautgebärden aus der Pädagogik / Sonderpädagogik heraus zeigt sich die Verbreitung besonders in dem Bereich. Alle Lautgebärden-Systeme haben ihren Ursprung in den so bezeichneten „Fingerzeichen“ von Franz Joseph Koch (Pädagoge, Anfang des 20. Jahrhunderts). Aus diesem Fundus schöpften alle folgenden Pädagogen/Therapeuten die Lautgebärden und passten sie an Ihre Erfordernisse an.

 

 

Welches Lautgebärden-System verwendet der „Lautgesten-Geheimverein“?

Wir haben unsere Lautgesten  in Anlehnung an unterschiedliche Lautgebärden-Systeme zusammengestellt. Diejenigen Lautgebärden, die bei Kindern am besten funktionieren, haben wir übernommen, z.T. optimiert und mit einigen komplett neu geschaffenen Lautgesten kombiniert. Das geschaffene Lautgestensystem wurde maßgeblich von der Logopädin Isolde Wurzer  entwickelt und mit dem Namen TOLGS-Lautgesten (Therapie mit optimiertem Lautgestensystem) benannt. Das Kriterium für die Lautgesten ist die phonetische Bildung der Laute.
Der Lautgesten-Geheimverein vereint also die besten Lautgesten aller Systeme in einem kindgerechten Rahmen. Die taktil-kinästhetische Selbststimulierung sollte so eng wie möglich an dem am Laut beteiligten Artikulationsort gegeben sein und den Artikulationsmodus unterstützen. Die Lautgestendarstellungen sind immer frontal zu sehen und zeigen die Beziehung zwischen Lautgeste und Gesicht. Der Mund des Lautgesten-Kindes gibt die wesentlichen Artikulationsmerkmale wieder.


Das TOLGS-Lautgestensystem, dient als Grundlage für das Förder- und Therapiematerial des „Lautgesten-Geheimverein" vom Logofin Verlag. Es bietet ein sehr umfangreiches, flexibel einsetzbares Lautgesten-Lernspielsystem mit klar aufgebauter Therapiestruktur für Sprachproduktions- und Hörübungen. Betont werden soll, dass die gesamte Entwicklung aus der praktischen Erfahrung mit vielen Kindern unterschiedlicher Sprech- und Sprachstörungen (insbesondere VED und Late Talker) über mehrere Jahre entstanden ist und für den praktischen Einsatz konzipiert wurde – „ Der Lautgesten-Geheimverein nach TOLGS ist ein Lernspielsystem aus der Praxis für die Praxis, dessen Ziel es ist es, Kinder dabei zu unterstützen, spielerisch ihre Sprachkompetenzen zu erlangen und zu erweitern.

 

 

Was ist der Unterschied von TOLGS®-Lautgesten zu TAKTKIN und Prompt?
Die Lautgesten nach TOLGS sind eine Eigenstimulation für die Artikulation und keine Fremdstimulation, letzteres wird, der Erfahrung nach, von vielen Kindern zurückgewiesen!

Einschränkung: Man kann jedoch im Lernprozess auch vorübergehend über die gestikulierende Hand des Kindes greifen und diese führen, bis das lernende Kind die Lautgesten als Lernhelfer selbständig durchführen kann. Von dem Kind wird keine perfekte Durchführung der Lautgesten erwartet, sondern nur so gut, wie es die individuellen motorischen Möglichkeiten zulassen.

Ist die motorische Fähigkeit des Kindes so weit beeinträchtigt, dass es nicht in der Lage ist, Lautgesten selbst durchführen zu können, helfen dennoch die Beobachtung der Lautgesten-Durchführung durch den Therapeuten oder/und die Lautgesten-Darstellungen auf den Lautgesten-Karten über den visuellen Kanal (siehe auch Lautgestenvideos in der WebApp.

 

 

Wie geht man damit um, wenn die Kinder in die Schule kommen und dort ein bestimmtes Lautgebärden-System verwendet wird, wofür sich die verantwortlichen Pädagogen entschieden haben?

Das Entscheidende ist, dass die Kinder die Lernhilfe von Lautgesten nutzen lernen, um vor der Einschulung so weit wie möglich artikulatorisch korrekt zu sprechen und Laute wahrnehmen und differenzieren zu können. Lernen die Kinder in der Schule zur Unterstützung der Laut-Buchstaben-Zuordnung ein anderes Lautgebärden-System, so gab es bisher keinerlei Probleme, sie kennen dann zwei "Sprachen".

 

 

Ist die Wirksamkeit von Lautgesten wissenschaftlich belegt?

Die Wirksamkeit von Lautgesten (Synonyme: Lautgebärden, phonembestimmtes Manualsystem PMS) wurde vorrangig in der Pädagogik/Sonderpädagogik untersucht und bestätigt und in Förderprogrammen eingesetzt:
Dummer-Smoch / Hackethal „Kieler Leseaufbau“, 1986 und 2007
Carola Reuter-Liehr „Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung“, 2008
Holger Schäfer „Lesen und Schreiben im Handumdrehen“, 2008
K. Rabanus „Mahlzeit. Ein Kochbuch fürs Lesen“, 1997 und „Lesespaß von A-Z“, 2006
Klaus Kuhn „ABC der Tiere“, Mildenberger, 2010

In der Logopädie ist der Einsatz von Lautgesten (PMS) noch recht neu, bisher existieren folgende Konzepte:
- In der Therapie von Sprechapraxie bei Erwachsenen:
  Katrin Shell „EMS“, Prolog, 2008
  Karen Lorenz „SpaT“, Prolog, 2012

- In der Kindersprachtherapie:

  Grziwotz PMS zu K und T, Sprachheilzentrum Ravensburg, 1980
  A. Schulte-Mäter „VEDiT“, 2009
  I. Wurzer „Der Lautgesten-Geheimverein“, Logofin, 2013,

                   "TOLGS-VED", 2015 und "TOLGS in der Kindersprachtherapie", 2017

Für weiterführende Literatur siehe unter den o.a. Quellen, und:

Evaluation des logopädischen Konzeptes "Therapie mit optimiertem Lautgestensystem bei verbaler Entwicklungsdypraxie (TOLGS-VED)" am Beispiel eines Einzelfalles, Bachelorarbeit, Maren Hillebrand, 05.07.2019, Hochschule Osnabrück.

 

 

Sind die Lautgebärden des Kieler-Leseaufbaus und die
Lautgesten des Lautgesten-Geheimvereins identisch?

Nein, obwohl es Ähnlichkeiten bei einigen Lautgebärden/Lautgesten gibt. Der Fokus beim „Lautgesten-Geheimverein“ liegt auf Unterstützung der Artikulation direkt am Artikulationsort und der Nachahmung des Artikulationsmodus, die Lautgesten werden als taktil-kinästhetische Selbststimulation genutzt. Dies hat sich in der Praxis sehr bewährt und bildet eine der zentralen  Grundlage dieses innovativen Konzepts. Weiterhin sind die Lautgesten beim Lautgesten-Geheimverein deutlich untereinander abgrenzbar und es sind immer die Positionen von Lautgeste zum Mund und dem ganzen Gesicht zu sehen. Neuerungen des Lautgesten-Geheimverein sind zudem die intuitive Verknüpfung von Laut-Lautgeste und dem Namen des Lautgestenkindes als Anlautassoziation, sowie der 7-Lernstufenaufbau für das Alter von 2 bis 12 Jahren. Während sich die Kieler Lautgebärden in erster Linie auf den Schulbetrieb beschränken, können die Lautgesten des Lautgesten-Geheimvereins bereits ab dem 2. Lebensjahr eingesetzt werden!

 

 

Wie erfolgt die Anpassung an unterschiedliche

Sprachentwicklungsstände der Kinder?
Der „Lautgesten-Geheimverein“ ist ein modulares Lernspielsystem, das heißt, dass neben dem ganzheitlichen, systematischen Lernstufenaufbau (nach Alter und Leistungsstand strukturiert) auch einzelne Module herausgegriffen und verwendet werden können: Durch diese Flexibilität des Materials kann die Anpassung an das lernende Kind schnell und einfach erfolgen. Das Erlernen der Lautgesten findet immer in abwechslungsreichen Spielsituationen statt, die zusätzlich die Möglichkeit eigener kreativer Varianten zulassen.

 

 

Wie genau sollten die Lautgesten von jungen Kindern durchgeführt werden?
Es kommt bei den kleinen Kindern nicht auf perfekte Lautgesten-Durchführungen an. So, wie es die Kinder motorisch realisieren können, reicht es völlig. Schritt für Schritt helfen wir als Therapeuten, dass die Kinder es immer deutlicher hinbekommen. Das Wesentliche ist, dass die Kinder einen klaren Input erhalten und diesen verinnerlichen.

 

 

Sollen Kinder die Lautgeste grundsätzlich immer ausführen oder gibt es Kinder, bei denen man auf die eigene Ausführung verzichten würde?
Manche Kinder beobachten anfangs lediglich, was der Therapeut tut und das ist in Ordnung. Das Kind soll Zeit haben, es wird nicht gedrängt. Die Erfahrungen bisher waren, dass die Kinder in der zweiten oder dritten Therapie-Stunde beginnen, nachzuahmen. Das Wichtigste ist, dass der Therapeut die Lautgesten durchführt, denn dadurch erhält das Kind zum auditiven Reiz eine zusätzliche visuelle Hilfe. Die Beobachtung setzt innerlich bereits leichte motorische Aktivitäten in Gang. Die Eltern werden mit einbezogen, auch sie lernen die Lautgesten. Benutzt die Mutter die Lautgesten, so erlebt das Kind einen selbstverständlichen Umgang damit.
Über das Interesse, das alle Kinder an den Lautgesten entwickeln (die Lautgesten werden von den charaktervoll illustrierten Lautgestenkindern präsentiert), hat man viele Möglichkeiten, Lautgesten zusätzlich in fantasievolle Rollenspiele zu integrieren. Dabei werden die Lautgesten oft angeregt und die Kinder ahmen die Gesten in der lockeren Atmosphäre nach.

 

 

Lassen sich Lautgesten auch bei Kindern mit Lernbehinderungen einsetzen?

Kinder mit Lernbehinderungen, z.B. Down-Syndrom und Autismus o.a., können sehr vom Einsatz der Lautgesten profitieren, soweit sie ein gewisses Maß an Symbolverständnis haben. Lautgesten aktivieren zeitgleich mehrere Sinneskanäle (Sehen, Hören, Sprechen, Fühlen) und nutzen u.a. den visuellen und motorischen Kanal, was zu tiefergehenden Verknüpfungen im Gehirn führt und ein schnelleres Abrufen bedeutet.

Die Lautgesten-Karten, auf denen die sogenannten Lautgesten-Kinder zu sehen sind, zeigen jeweils eine Lautgeste, die zu einem bestimmten Sprachlaut gehört. Diese Lautgesten-Karten dienen als Dauereindruck und ermöglichen dem Kind so viel Zeit, wie es benötigt, bis sein Sprachverarbeitungsprozess im In- und Output beendet ist.

Es werden viele positive Rückmeldungen von Kolleginnen an uns herangetragen, wonach diejenigen Kinder, die mit Lautgesten nach TOLGS behandelt werden, von den Darstellungen der Lautgesten-Kindern emotional berührt werden, was die Lernbereitschaft, das Interesse und die Motivation zu lernen sehr unterstützt. Die Kinder in der Therapie identifizieren sich mit den Kindern aus den Lautgestendarstellungen!

 

 

Können Lautgesten-Spiele auch bei Kindern mit Lernbehinderungen

eingesetzt werden?
Das kommt auf den Grad der geistigen Behinderung an. Bei leichten Behinderungen ist es möglich, viele der Lautgestenspiele zu spielen. Da das Material sehr flexibel einsetzbar ist, kann es an das jeweilige Kind angepasst werden. Die XL-Lautgestenkarten eignen sich besonders gut für den Einsatz bei Kindern mit besonderem Förderbedarf. Mit diesen Lautgesten-Karten kann man auch viele variationsreiche Bewegungs- und Rollenspiele spielen. Empfehlenswert ist auch das Lautgesten-Memo, Lotto & Co., welches ganz einfache Spielvarianten enthält.

 

 

Können die Lautgesten des LGGV auch bei Sprechapraxie im Erwachsenenalter, die zusätzlich eine Aphasie haben, eingesetzt werden?
Der Einsatz von Lautgesten ist bei Sprechapraxie im Erwachsenenalter eine sehr effektive und hilfreiche Methode. Meistens ist es so, dass die Beoachtung dessen, was der Therapeut zur Lautunterstützung macht, die wesentliche Hilfe darstellt. Dies bedeutet: Zum auditiven Reiz das Mundbild und die Lautgeste als visuelle Hilfestellung. Die Lautgestendurchführung des Patienten ist häufig durch eine gleichzeitig vorliegende Handlungsdyspraxie oder/und Lähmung erschwert bis unmöglich. Die Lautgesten des Lautgesten-Geheimvereins kann der Therapeut auch zusätzlich am Patienten als Fremdstimulation durchführen (siehe dazu Therapiemethode TAKTKIN).

Die Lautgesten nach TOLGS sind Darstellungen von Kindern, doch die Erfahrung zeigt, dass   Erwachsene diese auch akzeptieren. Alternativ können sie anhand der Lautgesten-Videos lernen.

Bei Erwachsenen mit Sprechapraxie sind die Lautgesten-XL-Karten oder die Lautgesten-Spielkarten aus dem Basisspiel Lautgesten-Geheimverein ausreichend. Sollten Sie als Therapeut die Lautgestendarstellungen als nicht geeignet für den Erwachsenen einstufen, so kann man die Lautgestendurchführungen selbst erlernen und lediglich modellieren.

Lautgestenvideos zu Trainingszwecken finden Sie in der WebApp auf  dieser Webseite.


Hinweis: Karen Lorenz hat ein Buch/Therapiekonzept herausgebracht „SpAT SprechApraxieTherapie bei schwerer Aphasie“ Prolog, 2012. Das zentrale Lernelement ist ein Lautgestensystem zur Behandlung von Sprechapraxien im Erwachsenenalter.

 

Wie immer muss man schauen, was für einen Patienten habe ich vor mir, in welchem Alter, was mag er, was lehnt er ab und wie transportiere ich was als Therapeut.